Massvoller Konsum von Rotwein ist der Gesundheit zuträglich. Besonders der in den Trauben enthaltenen Substanz
Resveratrol kommt eine gesundheitsfördernde Wirkung zu. Nach neueren Forschungsarbeiten könnte sie dereinst sogar unser Leben verlängern.
Trotz fettreicher Ernährung und einer nicht überdurchschnittlich gesunden Lebensweise treten in der französischen Bevölkerung deutlich weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf als in anderen Ländern. Diesem inzwischen als «französischem Paradoxon» bekannt gewordenen Phänomen geht die Wissenschaft bereits seit geraumer Zeit nach. Schon vor rund dreissig Jahren hatten der britische Epidemiologe Selwyn St. Leger und seine Mitarbeiter in einer in der Medizinzeitschrift «The Lancet» veröffentlichten Studie herausgefunden, dass in Ländern, in denen viel Rotwein konsumiert wird, prozentual weit weniger Leute an den Folgen eines Herzinfarktes oder aufgrund von Erkrankungen der Herzkranzgefässe sterben als in Ländern mit tieferem Weinkonsum.
Nachdem der französische Biologe Serge Renaud einige Jahre später in einer amerikanischen Fernsehsendung Untersuchungen präsentierte, laut denen Franzosen infolge regelmässigen Weinkonsums ein um ein Drittel geringeres Herzinfarktrisiko haben als etwa Amerikaner oder Briten, wurden die Weinhandlungen in den USA regelrecht überrannt.
Pflanzliches Abwehrsystem...
Verantwortlich für die offenbar gesundheitsfördernde Wirkung des Weines sind laut Fachleuten so genannte
Polyphenole. Diese zählen zu den
sekundären Pflanzenstoffen, die Pflanzen zumeist als Teil ihres Abwehrsystems produzieren. Eine besondere Bedeutung kommt dabei einer als Resveratrol bezeichneten Substanz zu. Diese wird den Phytoalexinen (auf Griechisch bedeutet «phyto» Pflanze und «alexin» Schutz) zugeordnet und zählt zu den antibiotischen Polyphenol-Verbindungen.
Resveratrol kommt zum Beispiel in der Schale von Erdnüssen, den Wurzeln des japanischen Knöterichs, in Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren oder Heidelbeeren vor. Der natürliche Abwehrstoff hat die Aufgabe, die Früchte vor Pilz- und Bakterienbefall sowie schädlichen Umwelteinflüsse zu schützen und gilt als ausgezeichneter Radikalenfänger. Freie Radikale sind energiereiche Molekülfragmente, die Zellschäden hervorrufen können und beim Menschen unter anderem mit der Entstehung von Krebs in Zusammenhang gebracht werden.
Was sind freie Radikale?Freie, also ungebundene Radikale sind Bruchteile von Molekülen. Sie entstehen in den Zellkernen durch übermässige Verbrennungsprozesse oder unter dem Einfluss von UV- und Röntgenstrahlung. Sie werden aber auch durch die Nahrung oder Zigarettenrauch aufgenommen.
Freie Radikale versetzen biologisches Gewebe in so genannten oxidativen Stress und können es dadurch schädigen. Das geschieht in einer Art Kettenreaktion, indem sie sich mit den Molekülen des Körpers verbinden, diese dadurch zerstört werden und so neue freie Radikale entstehen. Bei diesem Prozess wird das Erbgut der Zellen, die DNS, beschädigt, was die Entstehung von Krebs begünstigen kann. kel
Auch die Weinrebe schützt ihre Trauben gegen Krankheitserreger, indem sie Resveratrol produziert. Die höchsten Konzentrationen finden sich in den Stielen, Kernen und vor allem in den Schalen der Früchte – sowie im
Rotwein. Dessen hoher Resveratrolgehalt beruht einerseits darauf, dass bei der Weinherstellung die Traubenschalen sehr lange in Kontakt mit dem Traubensaft bleiben. So verfügen Weisswein und Rosé über nur wenig Resveratrol, weil die Traubenschalen rasch entfernt werden. Andererseits spielt der Fermentierungsprozess eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund enthält unvergorener Traubensaft nur geringe Mengen des Radikalenfängers.
...im Dienste des MenschenResveratrol entfaltet seine abwehrstärkende Wirkung nicht nur in Pflanzen, sondern ebenso beim Menschen. Durch Umweltbelastungen sowie den körpereigenen Energiestoffwechsel entstehen auch im menschlichen Organismus freie Radikale, die einen zerstörerischen Einfluss auf die Zellen ausüben können oder die Zellalterung begünstigen und die von Antioxidantien wie Resveratrol neutralisiert werden.
Dazu verhindert Resveratrol die Oxidation schädlichen Cholesterins und senkt damit das Risiko für Arteriosklerose.
Allgemein verringert der Einfluss von Wein zudem die Verklumpung der Blutplättchen. Neben Resveratrol enthalten Trauben und Wein noch weitere gesundheitsfördernde Substanzen wie Querzetin, Anthocyanidine, Oligomere Proanthocyanidinkomplexe und Catechine («Natürlich» 09/07).
Möglicherweise kann das «französische Paradoxon» somit im Wesentlichen auf molekularbiologische Vorgänge zurückgeführt werden.
Selbstmord von Tumorzellen
Resveratrol wird überdies eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Diese beruht auf seiner Fähigkeit, ein Schlüsselenzym zu hemmen, das bei der Bildung von Prostaglandinen mitwirkt. Prostaglandine sind eine Art Gewebshormone, die an einer Vielzahl von Stoffwechselprozessen beteiligt sind. Das Prostaglandin E2 sowie das Thromboxan etwa fördern chronisch entzündliche Prozesse und spielen eine wesentliche Rolle bei Arteriosklerose und bei der Entstehung von Krebs. Forschungen zeigen denn auch, dass Resveratrol die Entwicklung von Krebs auf verschiedenen Ebenen unterbrechen kann.
Seine wahrscheinlich bedeutendste Fähigkeit besteht aber darin, dass es Krebszellen für den Tumornekrosefaktor Alpha sensibilisiert. Dieser Botenstoff wird von den Fresszellen des Immunsystems ausgeschüttet, was in den Krebszellen ein Selbstzerstörungsprogramm aktiviert. Wissenschaftler der Universität Ulm überprüfen in diesem Zusammenhang derzeit mittels Tierversuchen die Wirkungen einer ergänzenden Verabreichung von Resveratrol bei Chemotherapien.
Resveratrol – ein Jungbrunnen?
In jüngster Zeit hat Resveratrol auch als
natürlicher Anti-Aging-Stoff das wissenschaftliche Interesse geweckt. Der menschliche Körper besitzt so genannte Langlebigkeitsgene, die den Alterungsprozess steuern. Eine
reduzierte Kalorienzufuhr soll die Aktivität dieser Gene beispielsweise so verändern, dass daraus eine Erhöhung der Lebenserwartung resultiert. Dieser Effekt ist allerdings bislang nur bei Tieren nachgewiesen worden.
Gewisse dieser Gene beeinflussen in noch unbekannter Weise die Reparaturmechanismen des Erbguts positiv, worauf nach Meinung von Experten auch die lebensverlängernde Wirkung beruht.
Forscher begannen nach Substanzen zu suchen, die diese Vorgänge auch bei normaler Nahrungszufuhr aktivieren. Dabei stiessen sie auf Resveratrol. Als bedeutende Entdeckung gelten hierbei die Ergebnisse des Altersforschers David Sinclair der Harvard-Universität in Boston. Sinclair und seine Mitarbeiter fanden heraus, dass die Verabreichung von Resveratrol das Leben übergewichtiger Mäuse verlängern kann. Diese lebten laut den Forschern genauso lange wie ihre normal ernährten Artgenossen. Übergewichtige Mäuse, die nicht mit Resveratrol behandelt wurden, zeigten dagegen eine verkürzte Lebenszeit.
Diese Erkenntnisse sind allerdings nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar. Man müsste laut Experten Unmengen Rotwein trinken, um wirksame Resveratrol-Konzentrationen zu erreichen. Auch im Handel erhältliche Resveratrol-Präparate scheinen für ein längeres Leben ungeeignet. Einzelne Wissenschaftler warnen zudem vor unbekannten und unerwünschten Nebenwirkungen hoher Resveratroldosen.
Genuss in Massen
Was nicht gegen einen moderaten Rotweinkonsum spricht – im Gegenteil. Damit sich die gesundheitsfördernden Wirkungen des Weins gut entfalten können, sollte die tägliche Menge nach Meinung von Fachleuten bei Männern 2,5 Deziliter und bei Frauen 1,25 Deziliter nicht überschreiten. Diese Angaben gelten allerdings nur für gesunde Personen; nicht zu empfehlen ist der Weinkonsum zum Beispiel für schwangere oder stillende Frauen, bei Lebererkrankungen, bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente oder bei Alkoholunverträglichkeit.
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